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Prävention
PERSONENBEZOGENE MASSNAHMEN
Da die Anforderungen im Berufsleben, wie beispielsweise permanente Veränderungen und Neuanforderungen, steigender Konkurrenzdruck, ständige Erreichbarkeit (Berger et al., 2012) und die Zunahme digitaler Technologien (Großegger, 2014) oft nur langsam und schwer veränderbar sind, soll im Folgenden ein Überblick über psychologische Methoden der Stressbewältigung gegeben werden.
Selbstanalyse
Als mögliche erste Maßnahme ist eine Selbstanalyse der eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen ratsam (Maslach & Goldberg, 1998). Oft stehen irrationale Annahmen und Vorstellungen am Anfang chronischer Überforderung. Eine Analyse der eigenen Wertigkeit und Bedeutung der Tätigkeit kann Aufschluss über riskante, überfordernde Herangehensweisen geben (Maslach & Goldberg, 1998). Beispielsweise lassen sich unrealistische Selbsterwartungen wie "Sei perfekt/schnell/stark!" identifizieren und in realistischere Ziele umformulieren (Burisch, 2010).
Zeitmanagement
Ein klar strukturiertes Erfassen der Tages- und Arbeitsstruktur kann dazu beitragen, Abläufe effizienter zu gestalten und beeinflussbare Störfaktoren, wie z.B. unklare Zuständigkeiten, häufige Unterbrechungen oder mangelnde Ruhepausen, zu erkennen und zu verbessern. Zeit wird als wertvolles Gut betrachtet, das eine sparsame und optimale Einteilung erfordert, um eine gute Lebensqualität zu erreichen. Nachzulesen im Ratgeber "Noch mehr Zeit für das Wesentliche: Zeitmanagement neu entdecken" (Seiwert, 2009).
Selbstbehauptungstraining
Viele Burnout-Gefährdete haben Schwierigkeiten, "Nein" zu sagen und Bitten abzulehnen. Von Coaches werden Kurse angeboten, in denen trainiert wird, sich selbst und seine Bedürfnisse zu behaupten. Ückermann veröffentlichte 2001 dazu die Trainings-CD "Nein sagen ohne zu verletzen".
Entspannungstechniken
Entspannung stellt eine wirksame Grundlage zur Stressbeseitigung dar. Strukturierte und erlernbare Entspannungstechniken können dabei hilfreich sein. Nachfolgend werden einige Methoden vorgestellt, deren Wirksamkeit bereits in mehreren wissenschaftlichen Studien gezeigt werden konnte (Pöpel, 2014) und die sowohl in therapeutische Kontexte, als auch in diverse Ratgeber und Schulungen fixen Einzug genommen haben.
Progressive Muskelrelaxation (PMR)
Unter Anleitung standardisierter Instruktionen werden verschiedene Muskelgruppen wiederholt für mehrere Sekunden angespannt und wieder entspannt. Über die bewusste Wahrnehmung der Körpergefühle beider Zustände wird eine konditionierte Entspannung angestrebt, die in stressvollen Situationen rasch abgerufen werden kann (Diezemann, 2011). Einen von der Techniker Krankenkasse bereitgestellten Schnupper-MP3-Kurs finden Sie hier.
Autogenes Training (AT)
Das AT versteht sich als autosuggestive Selbsthilfetechnik zur physischen und mentalen Entspannung bei erlebtem Stress (Krampen, 1999). Über die bewusste Wahrnehmung und Beeinflussung spezifischer Körperempfindungen, wie beispielsweise Schwere- und Wärmegefühl der Gliedmaßen, gleichmäßige Atmung und langsamer Herzschlag, sollen ein innerer Ausgleich und ein tiefes Ruheempfinden hergestellt werden.
Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR = Mindfulness Based Stress Reduction)
Über Techniken der Meditation wird eine bewusste und intensive Wahrnehmung von prinzipiell allen auftretenden Gedanken und Empfindungen angestrebt, im Sinne einer "Achtsamkeit" für sich selbst sowie der Dinge und Geschehnisse der unmittelbaren Umgebung. Auf diese Weise werden auch physiologische Empfindungen bewusst erlebt und über eine "achtsame" Betrachtung reguliert (Goldin & Gross, 2010; Walach et al., 2007). MBSR wird in Kursen angeboten. Einen von der Techniker Krankenkasse bereitgestellten Schnupperkurs finden Sie hier.
Biofeedback
Über eine Monitor-basierte Rückmeldung physiologischer Abläufe, wie beispielsweise Atmung, Herz-Frequenz-Variabilität oder Muskelspannung, wird eine bewusste Steuerung und Regulierung der Körperfunktionen trainiert. Dadurch kann eine direkte Kontrolle stressassoziierter physiologischer Vorgänge erlernt werden. Biofeedback stellt eine vielversprechende Maßnahme zur Stressreduktion dar (Prinsloo et al., 2013).
ORGANISATIONSBEZOGENE MASSNAHMEN
Von Seiten der Organisation haben sich bisher beispielsweise Mentoring-Programme als hilfreich erwiesen, um die allgemeine Arbeitszufriedenheit der Angestellten zu fördern und dadurch einer Burnout-Entwicklung vorzubeugen (Van Emmerik, 2004). Organisationen können auch bereits über die geeignete Personalauswahl Einfluss auf die zukünftige Zufriedenheit der Arbeitnehmer ausüben - im Sinne der Suche eines "best match". Ebenfalls hilfreich für eine gute Mitarbeiter/Organisations- Beziehung können regelmäßige Mitarbeiterbefragungen, eine großzügige Gewährung von Freizeit und Weiterbildungen zum Erwerb geforderter Kompetenzen sein (Burisch, 2010).
SEMINARE UND WORKSHOPS
Deutschland:
Die gemeinnützige Karl Kübel Stiftung bietet am Odenwald-Institut (Tromm 25, 69483 Wald-Michelbach, Tel. 06207 605-0) sowie am Osterberg-Institut (Am Hang, 24306 Niederkleveez, Tel. 04523 9929-0) Seminare und Workshops zum Thema Burnout und Stressprävention an.
In dem Anbieterverzeichnis des Deutschen Bundesverbandes für Burnout-Prophylaxe und Prävention e.V. (DBVB) findet man in seinem Umkreis professionelle Möglichkeiten zur Prävention oder auch Bewältigung eines Burnout-Syndroms.
Schweiz:
Eine Auflistung von Einrichtungen, Beratern/innen und Therapeuten/innen, die Maßnahmen zum Thema Stressabbau und Stressprävention am Arbeitsplatz anbieten, gibt es sowohl für individuelle als auch betriebliche Beratung.
Österreich:
Einige Angebote zur Burnout-Prävention finden Sie unter den folgenden Links:
Burnout Network
Burnout Stressmanagement
Claudius Schlenck
Für Unternehmen: Berufliches Fortbildungszentrum (bfz)
Awa, W. L., Plaumann, M., & Walter, U. (2010). Burnout prevention: a review of intervention programs. Patient education and counseling, 78(2),
184–90.
Berger, M., Linden, M., Schramm, E., Hillert, A., Vorderholzer, U., & Maier, W. (2012). Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für
Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) zum Thema Burnout. Nervenarzt, 4, 537-543.
Burisch, M. (2010). Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung. Berlin, Heidelberg: Springer.
Diezemann, A. (2011). Entspannungsverfahren bei chronischem Schmerz. Der Schmerz, 25(4), 445-453.
Goldin, P.R., & Gross, J.J. (2010). Effects of mindfulness-based stress reduction (MBSR) on emotion regulation in social anxiety disorder.
Emotion, 10(1), 83-91.
Großegger, B. (2014). Burn out - slow down? Pädiatrie & Pädologie, 49(4), 29-32.
Krampen, G. (1999). Long-term evaluation of the effectiveness of additional autogenic training in the psychotherapy of depressiv disorders.
European Psychologist, 4(1), 11-18.
Maslach, C., & Goldberg, J. (1998). Prevention of burnout: New perspectives. Applied and Preventive Psycholoy, 7(1), 63-74.
Pöpel, N. (2014). Typgerecht entspannen. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 22(1), 31-35.
Prinsloo, & Rauch, H. (2013). The effect of a single episode of short duration heart rate variabliliy biofeedback on measures of anxiety and
relaxation states. International Journal of Stress Management, 20(4), 391-411.
Seiwert, L. (2009). Noch mehr Zeit für das Wesentliche: Zeitmanagement neu entdecken. München: Goldmann.
Ückermann, D. (2001). "Nein sagen" ohne zu verletzten [Audio-CD]. Bad Salzuflen: activecoach Training und Verlag.
Van Emmerik, H. (2004). For better and for worse: adverse working conditions and the beneficial effects of mentoring. Cereer Development
International, 9(4), 358-373.
Walach, H., Nord, E., Zier, C., Dietz-Waschkowski, B., Kersig, S., & Schüpbach, H. (2007). Mindfulness-based stress reduction as a method for
personnel development: A pilot evaluation. International Journal of Stress Management, 14(2), 188-198.